Gesichter der Autonomie

Der Architekt

Silvius Magnago
(1914 – 2010)

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Vermittler

Alcide Berloffa

(1922 – 2011)

Exponent der langjährigen italienischen Regierungspartei Democrazia Cristiana in Südtirol und um Verständnis bemühter Ansprechpartner für die Südtirol-Politik.

Lit.:
Berloffa, Alcide: Gli anni del Pacchetto, Bozen 2004.
Peterlini, Hans Karl: “Eine Zigarette, Berloffa”, Interview mit Alcide Berloffa, ff – Südtiroler Wochenmagazin Nr. 29 vom 18.07.2002.
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Joseph Gargitter

(1917 – 1992)

Als Bischof von Brixen (1952-1964) sowie der Diözese Bozen-Brixen (1964- 1986) ein wichtiger Vermittler zwischen den Sprachgruppen und Konfliktparteien.

 

Lit.:
Gelmi, Josef: Bischof Joseph Gargitter: (1917-1991); der Friedensstifter; einer der bedeutendsten Bischöfe unseres Landes, Brixen 2016.
Frenes, Alfred: Al servizio della fede: Vescovo Joseph Gargitter, Bozen 1997.
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Wege und Umwege zur Autonomie. Wegbereiter, Begleiter und Protagonisten

Pariser Vertrag

Der Pariser Vertrag, auch Gruber-De-Gasperi-Abkommen genannt, wurde am 5. September 1946 im Zuge der Friedensverhandlungen nach dem Zweiten Weltkrieg zur Regelung der Südtirolfrage geschlossen. Er erfüllte die Hoffnungen der Bevölkerung nach Rückkehr zu Österreich nicht, Italien sicherte aber „Maßnahmen zum Schutz des ethnischen Charakters und der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung des deutschsprachigen Bevölkerungsanteils“ zu. Die ladinische Sprachgruppe wurde nicht erwähnt, konnte aber später in den Autonomiemaßnahmen berücksichtigt werden. Als Annex des italienischen Friedensvertrages mit den Siegermächten hat das Abkommen einen hohen völkerrechtlichen Stellenwert. Die Unterzeichner für Italien und Österreich waren:

Alcide De Gasperi
(1881 – 1954)

Langjähriger Ministerpräsident Italiens.

Lit.:
Giovanni Bernardini (ed.): L’Accordo De Gasperi-Gruber. Una storia internazionale, Trento, 2016

Karl Gruber
(1909 – 1995)

Tiroler Politiker und damaliger österreichischer Außenminister.

Lit.:
Gehler, Michael (Hrsg.): Gescheiterte Selbstbestimmung. Die Südtirolfrage, das Gruber-De Gasperi-Abkommen und seine Aufnahme in den italienischen Friedensvertrag 1945–1947. Akten zur Südtirol-Politik 1945–1958, Bd. 1, Innsbruck/Wien/Bozen 2011.
Bernardini, Giovanni (Hrsg.): L’Accordo De Gasperi-Gruber. Una storia internazionale, Trient 2016.

Erstes Autonomiestatut

Der Pariser Vertrag war Grundlage für die Südtirolautonomie. Die Autonomie von 1948 wurde aber auf die gesamte Region Trentino-Südtirol ausgedehnt, in der die italienischen Parteien die Mehrheit hatten. Das wachsende Unbehagen über die unzureichende Umsetzung des Schutzes der deutschsprachigen Bevölkerung führte zur Politik des „Los von Trient“ mit langwierigen und zähen, auch von Attentaten begleiteten Verhandlungen um das zweite Autonomiestatut von 1972. Wichtige Südtiroler Persönlichkeiten dieser ersten Phase waren unter anderem:

Erich Amonn (1896-1970)
Kritiker des Hitler-Mussolini-Abkommens von 1939 zur Auswanderung der Südtiroler Bevölkerung nach Deutschland („Option“), setzte sich während des Zweiten Weltkrieges für den Widerstand gegen die NS-Besatzung ein. Dies waren notwendige Voraussetzungen, um in Verhandlung mit den Alliierten die Gründung der Südtiroler Volkspartei (SVP) zu erreichen, deren Gründungsobmann er war. Sein Einsatz galt zuerst der Selbstbestimmung, dann dem Ersten Autonomiestatut.

Lit.:
Heiss, Hans/Lechner, Stefan: Erich Amonn. Bürger, Unternehmer, Politiker. 1896-1970. Ein Porträt, Bozen 2019.

Karl Tinzl (1888-1964)
Ehemaliger Abgeordneter im Königreich Italien, von 1943 bis 1945 Präfekt der Provinz Bozen, Chefjurist der SVP, von 1954 bis 1956 deren Obmann, von 1953 bis 1963 Repräsentant Südtirols im italienischen Parlament. 1958 brachte er dort als Erstunterzeichner den Entwurf eines Autonomiestatuts nur für Südtirol ein.

Lit.:
Trompedeller, Annuska: Karl Tinzl (1888-1964). Eine politische Biografie, Innsbruck/Wien/Bozen 2007.

Friedl Volgger (1914-1997)
Als Mitglied des antifaschistischen und antinazistischen Andreas-Hofer-Bundes 1944 ins KZ Dachau deportiert, nach Kriegsende Mitglied der Südtiroler Delegation für die Friedensverhandlungen in Paris, anschließend langjähriger SVP-Funktionär.

Lit.
Volgger, Friedl: Mit Südtirol am Scheideweg: Erinnerungen eines KZ-Häftlings, Journalisten und Politiker (überarbeitete und ergänzte Neuauflage), Bozen 2014.

Kanonikus Michael Gamper (1885-1956)
Wichtiger Repräsentant des friedlichen antifaschistischen und antinazistischen Widerstands. Als Leiter der Tageszeitung „Dolomiten“ übte er großen Einfluss auf die Südtirol-Politik aus, sein Leitartikel vom „Todesmarsch der Südtiroler“ im Jahr 1953 gilt als Signal für eine politische Wende.

Lit.:
Steininger, Rolf (Hrsg.): Ein Leben für Südtirol. Kanonikus Gamper und seine Zeit, Bozen 2017.
Hillebrand, Leo: Medienmacht & Volkstumspolitik: Michael Gamper und der Athesia-Verlag, Innsbruck/Wien 1996.

Otto von Guggenberg (1887-1971)
Mitglied der österreichischen Delegation bei den Friedensverhandlungen in Paris, von 1952 bis 1954 SVP-Obmann, von 1948 bis 1958 Abgeordneter zum italienischen Parlament. Er führte einen demonstrativen Sturm auf die Bozner Präfektur an, was schließlich auch zu einigen Verbesserungen beim Ersten Autonomiestatut führte.

Lit.:
Guggenberg, Carl von: L’Altro Adige. Dableiber e optanti per la nascita della Stella Alpina, Bozen 2022.
 

Palastrevolte

Hans Dietl (1915-1977)
Ab 1952 im Regionalrat als Assessor für Land- und Forstwirtschaft. Durch seinen demonstrativen Rücktritt aus der Regionalregierung 1955 leitete er das „Los von Trient“ und den neuen Autonomiekurs der SVP ein, mit dessen Ergebnis er schließlich aber nicht zufrieden war.

Lit.:
Peterlini, Hans Karl: Hans Dietl. Biografie eines Südtiroler Vordenkers und Rebellen. Mit Auszügen aus seinen Tagebüchern, Bozen 2007.

Franz Widmann (1921-2012)
Langjähriger SVP-Funktionär, war maßgeblich an den Vorbereitungen für die Neuwahl der SVP-Spitze, der sogenannten Palastrevolte, beteiligt.

Lit.:
Widmann, Franz: Es stand nicht gut um Südtirol. 1945-1972. Von der Resignation zur Selbstbehauptung. Aufzeichnungen der politischen Wende, Bozen 1998.

Der wachsende Unmut über die fehlende Autonomieumsetzung führte zu einer Wende. Auf der SVP-Landesversammlung 1957 wurde nahezu die ganze Parteispitze neu besetzt. Dieser „Palastrevolte“ folgte 1957 das vom neuen SVP-Obmann Silvius Magnago ausgerufene „Los von Trient“ auf der Großkundgebung von Sigmundskron.

Feuernacht

Gegen die Haltung der italienischen Regierungen kam es 1956/1957 zu demonstrativen Anschlägen einer Gruppe um Hans Stieler. Zeitgleich formierte sich um den Frangarter Kaufmann Sepp Kerschbaumer der Befreiungsausschuss Südtirol (BAS). Die zunächst politischen Aktionen wurden allmählich durch Anschläge verstärkt. In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1961 kam es zu einer Anschlagreihe mit 37 gesprengten Strommasten. Es folgten Verhaftungen, schwere Misshandlungen und eine Eskalation der Gewalt, aber auch die Einsetzung der 19er Kommission zur Aushandlung einer politischen Lösung für Südtirol.

Sepp Kerschbaumer (1913 – 1964)
Symbolfigur der Südtirol-Attentate, versuchte zuvor u.a. mit einem Hungerstreik und dem verbotenen Hissen der Tiroler Fahne auf das Südtirol-Problem aufmerksam zu machen. Nach der „Feuernacht“ wurde er verhaftet, im Mailänder Prozess beeindruckte er durch seine schlichte und bestimmte Art auch die italienischen Medien. Zu fast 16 Jahren Haft verurteilt, starb er 1964 im Gefängnis.

 

Lit.:
Fontana, Josef/Mayr, Hans: Sepp Kerschbaumer, Eine Biographie, Bozen 2011.
Peterlini, Hans Karl: Feuernacht. Südtirols Bombenjahre. Hintergründe, Schicksale, Bewertungen, 3. Aufl., Bozen 2021.

Aufbau

Der schärfere Kurs der SVP führte bei der abgelösten Führungsspitze zu Kritik an einer aus ihrer Sicht zu radikalen und wirtschaftlich schädlichen Politik. Als sog. Aufbau-Gruppe trat sie mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit, der als Angriff auf Magnagos Politik empfunden wurde. Exponiertester Repräsentant war der Nachfolger von Kanonikus Michael Gamper an der Leitung der Tageszeitung

Toni Ebner (1918-1981)
Mitbegründer der SVP, 1948-1963 Abgeordneter zum italienischen Parlament, ab 1951 Direktor des Athesia-Verlagshauses, 1951-1952 und 1956-1957 Obmann der Südtiroler Volkspartei und bis 1969 Vertreter in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates.

Lit.:
Steininger, Rolf: Toni Ebner 1918–1981. Südtiroler Politiker, Journalist, Unternehmer, Bozen 2018.
Baratter, Lorenzo: Toni Ebner 1918–1981. Con la Heimat nel cuore, Bozen 2020.

Das Paket

Unter maßgeblicher Beteiligung von Silvius Magnago wurde mit der italienischen Regierung das sogenannte „Paket“ vereinbart, das zur Grundlage für das Zweite Autonomiestatut von 1972 wurde. Das Paket von 137 Maßnahmen, 25 Submaßnahmen und 31 Fußnoten wurde landesweit in den SVP-Ortsgruppen diskutiert. Dabei kristallisierten sich zwei nahezu gleich starke Gruppen heraus. Die Auseinandersetzungen waren vor allem ab 1967 pointiert und heftig. Sie wurden aber im Rückblick auch von Paketgegnern als „Sternstunden der Demokratie“ bezeichnet. Die Befürworter um Silvius Magnago erreichten bei der Landesversammlung am 22./23. November 1969 mit 583 Ja- gegen 492 Neinstimmen bei 15 Enthaltungen eine knappe Mehrheit. Der unterlegene Gegenspieler Peter Brugger reichte nach der Verkündung des Wahlergebnisses Magnago die Hand und setzte sich, wie die meisten Gegner des Paketes, in der Folge für dessen Umsetzung ein.

Lit.:
Stocker,Martha: Die Paketschlacht. Ringen um die richtige Entscheidung in der Südtirolfrage, Bozen 2019.
Paketbefürworter und -befürworterinnen
Auf der entscheidenden Landesversammlung vom 22./23. November 1969 melden sich 52 Männer und eine Frau, Margit Schwienbacher aus dem Burggrafenamt, zu Wort. Es ging in erster Linie um die Frage, ob man einem Staat, der bisher nicht Wort gehalten hat, vertrauen könne. Silvius Magnago und seine Anhänger waren für diesen Vertrauensvorschuss. Zu ihnen gehörten u.a. die Bezirksobmänner Robert Kaserer und Toni Kiem, die Parlamentarier Karl Mitterdorfer, Roland Riz und Friedl Volgger sowie die Landesräte Franz Spögler und Toni Zelger.
Paketgegner
Die Gegner des Pakets hoben vor allem dessen Mängel hervor und waren der Meinung, dass noch mehr herauszuholen sei. Sie misstrauten dem Staat, z.T. auch grundsätzlich. Zu den bekanntesten Gesichtern gehörten neben dem Hauptkontrahenten Magnagos, Peter Brugger, die Landesräte Alfons Benedikter und Joachim Dalsass, der Parlamentarier Hans Dietl, der Vize-Bürgermeister von Bozen Hugo Gamper, die Bezirksobmänner Hans Karl Neuhauser (Pustertal) und Erwin Walcher (Bozen).

Peter Brugger (1920 – 1986)
Prominentester Paketgegner, von 1952 bis 1967 Abgeordneter im Regionalrat und im Südtiroler Landtag und Landesrat für Landwirtschaft, von 1956 bis 1964 Fraktionssprecher der SVP im Regionalrat, von 1967 bis zu seinem Tod Südtiroler Vertreter im römischen Senat.

 

Lit.:
Brugger, Oktavia (Hrsg.): Peter Brugger. Eine politische und persönliche Biographie, Bozen 1996.

Im Namen der Landeseinheit

Südtirol war für die Tiroler Politik ein Herzensanliegen. Jahrzehntelang war die Südtirolfrage feststehender Tagesordnungspunkt 1 bei den Sitzungen der Tiroler Landesregierung. Treibend dafür war die auch in der breiten Bevölkerung tief empfundene Landeseinheit.

Viktoria Stadlmayer (1917 – 2004)
Von 1957 bis 1985 Leiterin des Südtirol-Referats der Tiroler Landesregierung und einflussreiche Expertin der österreichischen Südtirol-Diplomatie.

 
Lit.:
Riedl, Franz Hieronymus (Hrsg.): Tirol im 20. Jahrhundert. Festschrift für Viktoria Stadlmayer zur Vollendung des 70. Lebensjahres in Würdigung ihres Wirkens für das ganze Tirol, Bozen 1989.
 

Franz Gschnitzer (1899 – 1968)
Tiroler Universitätsprofessor und Politiker, als Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten im Bundeskanzleramt (1956-1959) und im Außenministerium (1959-1961) maßgeblich an der österreichischen Südtirol-Politik beteiligt.

Lit.:
Barta, Heinz/Kohlegger, Karl/Stadlmayer, Viktoria (Hrsg.): Franz Gschnitzer Lesebuch. Anläßlich des 25. Todestages von Franz Gschnitzer am 19. Juli 1973, Wien/Innsbruck 1993.

Eduard Wallnöfer (1913 – 1989)
Aus Südtirol stammender, langjähriger Landeshauptmann von Tirol (1963-1987) und als solcher gewichtiger Fürsprecher Südtirols in der österreichischen Politik.

 

Lit.:
Humer, Hanns: Eduard Wallnöfer. Eine Biographie, Innsbruck/Wien 1999.

Auf nationaler
und internationaler Ebene

Bruno Kreisky
(1911 – 1990)

Als österreichischer Außenminister von 1959 bis 1966 bahnbrechend für die Internationalisierung der Südtirolfrage vor den Vereinten Nationen tätig, 1970-1983 Bundeskanzler der Republik Österreich.

 

Lit.:
Pfeifer, Gustav/Steiner, Maria (Hrsg.): Bruno Kreisky und die Südtirolfrage /Bruno Kreisky e la questione dell‘Alto Adige, Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchiv, Bozen 2016.

Aldo Moro
(1916 – 1978)

Einflussreiche und prägende Persönlichkeiten der langjährigen Regierungspartei Democrazia Cristiana, von 1963 bis 1968 sowie von 1974 bis 1976 Ministerpräsident, ausschlaggebend für den positiven Abschluss der Verhandlungen um das Südtirol-Paket.

Lit.:
Moro, Aldo/Fondazione Aldo Moro (Hrsg.): L’intelligenza e gli avvenimenti. Testi 1959–1978, Mailand 1979.

Giuseppe Saragat
(1898 – 1988)

Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Italiens (PSDI); als italienischer Außenminister von 1963 bis 1964 und als Staatspräsident von 1964 bis 1971 maßgeblich am positiven Verlauf der Verhandlungen beteiligt.

 

Lit.:
Indrio, Ugo: La presidenza Saragat. Cronaca politica di un settennio 1965-1971, Mailand 1971.

Umsetzungen
und Kurskorrekturen

Durch das Autonomiestatut von 1972 mussten teilweise aus dem Nichts neue und komplexe Amtsbereiche aufgebaut werden. Maßgeblich daran beteiligt waren unter vielen anderen Waltraud Gebert (Sozialpolitik, Wohnbau), Anton Zelger (deutsche und ladinische Schule und Kultur), Franz Spögler (Wirtschaft, Tourismus), Joachim Dalsass (Landwirtschaft), Giorgio Pasquali (Landschaft, Natur- und Umweltschutz, später Bürgermeister von Bozen), Giuseppe Sfondrini (italienische Schule und Kultur, später Industrie und Berufsbildung) sowie Remo Ferretti (italienische Schule und Kultur) und Valentino Pasqualin (u.a. Landeshauptmannstellvertreter, später Bürgermeister von Bozen). Klaus Dubis machte sich als Regionalassessor besonders um den Empfang der deutschsprachigen Fernseh- und Radioprogramme sowie um den Aufbau der Rundfunk-Anstalt Südtirol (Ras) verdient. Eine wichtige Persönlichkeit war auch Hans Rubner als langjähriger Landesrat für Öffentliche Arbeiten, Feuerwehrwesen und Zivilschutz und ab 1987 als Senator. Herausragende Persönlichkeiten für Umsetzung, kritische Begleitung und Weiterentwicklung der Autonomie waren auch:

Peter Brugger (1920 – 1986)
1951–1967 deputato al Parlamento altoatesino e assessore provinciale all’agricoltura, 1967 fino alla morte rappresentante altoatesino al Senato romano.

Alfons Benedikter
(1918-2010)

Als Mitglied des Landtages von 1948 bis 1998 sowie langjähriger Landesrat eine der prägendsten Persönlichkeiten der Autonomiegeschichte. Trotz seiner Gegnerschaft zum Paket wichtigster Weggefährte und Chefverhandler Magnagos für die Umsetzung des zweiten Autonomiestatuts.

 

Lit.:
Benedikter, Thomas: Den Grundsätzen treu geblieben. Alfons Benedikters Wirken für Südtirol im Spiegel der Erinnerung, St. Pauls/Eppan 2012.

Alexander Langer
(1946-1995)

Begründer der interethnischen Bewegung in Südtirol und scharfer Kritiker der nach Sprachgruppen getrennten Konstruktion des Südtiroler Minderheitenschutzes. Dies hatte mit der Zeit auch einige Kurskorrekturen zur Folge.

 

Lit.:
Baur, Siegfired/Sbarba, Riccardo Dello (Hrsg.): Aufsätze zu Südtirol – Scritti sul Sudtirolo 1978–1995, Meran 1996.
Langer, Alexander: La scelta della convivenza, Rom 1995.

Eva Klotz
(*1951)

Tochter von Freiheitskämpfer Georg Klotz und Landtagsabgeordnete von 1983 bis 2007. Prominenteste Vertreterin des Selbstbestimmungsrechts für Südtirol und der Loslösung von Italien, da die Autonomie nach ihrer Meinung langfristig nur einen unzureichenden Schutz der Südtiroler Minderheiten garantiere.

 

Lit.:
Klotz, Eva: Georg Klotz. Freiheitskämpfer für die Einheit Tirols. Eine Biographie, 4. Aufl., Neumarkt 2010.

Pietro Mitolo
(1921 – 2010)

Wichtigster Repräsentant der neo- und postfaschistischen Partei Movimento Sociale Italiano (MSI), kritisierte die Bestimmungen des Minderheitenschutzes, die von der italienischen Bevölkerung als schmerzhafter Privilegienentzug empfunden wurden.

 

Lit.:
Gatterer, Joachim: Aus den Kriegstrümmern zur Demokratie. Zum politischen Werdegang von Alfons Benedikter, Pietro Mitolo und Egmont Jenny, in: Pallaver, Günther (Hrsg.): Politika 11. Jahrbuch für Politik/Annuario di politica/Anuer de politica, Bozen 2011, S. 325-338.
Ignazi. Piero: Il polo escluso. Profilo storico del Movimento sociale italiano, Bologna 1998.

Luis Durnwalder
(*1941)

Nachfolger von Silvius Magnago als Landeshauptmann (1989-2014), prägend für die Öffnungspolitik gegenüber der italienischsprachigen Bevölkerung, die wirtschaftspolitische Modernisierung und den weiteren Ausbau der Autonomie zur dynamischen Autonomie.

 

Lit.:
Asam, Robert: Der Luis. Luis Durnwalders Aufstieg zur Macht. Die Biographie, Bozen 2001.
Durnwalder, Luis/Gehler, Michael: Luis Durnwalder. Erinnerungen. Im Gespräch mit Michael Gehler, Innsbruck 2021.

Wendelin Weingartner
(*1937)

Tiroler Landeshauptmann von 1993 bis 2002, maßgeblich für neue Perspektiven zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Tirols, Südtirols und des Trentino und die Entwicklung des Euregio-Gedankens.

 

Lit.:
Föger, Gerhard: Wendelin Weingartner: Skizzen eines Landeshauptmanns, Hall in Tirol 2000.

Der Paketabschluss

Alois Mock
(1934 – 2017)

Österreichischer Vizekanzler und Außenminister während des Paketabschlusses, wichtiger Vermittler für die Klärung offener Fragen und die Beilegung des seit 1960 vor der UNO behängenden Streits zwischen Österreich und Italien in der Südtirolfrage.

 

Lit.:
Mock, Alois: Standpunkte, Graz, Köln 1982.
Eichtinger, Martin/Wohnout, Helmut: Alois Mock. Ein Politiker schreibt Geschichte, Wien/Graz/Klagenfurt 2008.

Giulio Andreotti
(1919 – 2013)

Bereits als Mitarbeiter Alcide De Gasperis mit der Südtirolfrage vertraut. Als Mitglied von 33 Regierungen zwischen 1945 und 1999 und siebenfacher Ministerpräsident einer der einflussreichsten Politiker Italiens. Beim Paketabschluss maßgeblich an wichtigen Klärungen zugunsten der Südtirol-Autonomie beteiligt.

 

Lit.:
Andreotti, Giulio: De Gasperi visto da vicino, Mailand 1986.
Monzali, Luciano: Die Lösung eines europäischen Minderheitenkonflikts: Giulio Andreotti, Italien und die Südtirol-Streitbeilegung vor der UNO 1989-1992, Europa-Gespräche, Institut für Geschichte, Stiftung Universität Hildesheim, Hildesheim 2017
www.academia.edu

Roland Riz
(*1927)

Von 1958 bis 1987 mit einer Unterbrechung Südtirol-Vertreter in der italienischen Abgeordnetenkammer, Senator von 1987 bis 1996; in den entscheidenden Jahren 1991-1992 leitete er als Nachfolger Magnagos an der SVP-Spitze maßgeblich die delikaten Verhandlungen um den Abschluss des Südtirol-Paketes.

 

Lit.:
Dubis, Klaus (Hrsg.) Roland Riz 75: Festschrift, Bozen 2002.
Michele, Andrea Di/Palermo, Francesco/Pallaver, Günther (Hrsg.): 1992. Fine di un conflitto. Dieci anni dalla chiusura della questione sudtirolese, Bologna 2003.