Joseph Gargitter

(1917 – 1992)

Für Frieden und Versöhnung

 

Bischof Joseph Gargitter wirkte in der Zeit der schwersten Auseinandersetzungen um die Südtirol-Autonomie als wichtiger Vermittler. Im Februar 1960 äußerte er sich in einem Fastenhirtenbrief besorgt über die damals noch vereinzelten Anschläge und rief zu einer besonnenen Politik auf: „Wer im Einsatz für das Recht zu unerlaubter Gewalttätigkeit greift, setzt sich schon dadurch ins Unrecht.“ Heftig kritisierte er die Bombenanschläge 1961, was ihm in patriotischen Kreisen den Schimpfnamen des „Walschen Seppl“ eintrug. Zugleich verurteilte Gargitter gegenüber der italienischen Regierung vehement die Misshandlung der verhafteten Attentäter. Die Kirche übte insgesamt einen stillen, aber nachhaltigen Einfluss auf den positiven Verlauf der Autonomieverhandlungen aus.

Südtirol war damals noch keine einheitliche Diözese. Bozen und Meran hatten – historisch bedingt – zum Bistum Trient gehört, der nördliche Teil Südtirols zum Bistum Brixen, das immer noch auch Nord- und Osttirol umfasste. Dies kann jedoch mehr als symbolisches Festhalten an der Tiroler Landeseinheit gedeutet werden, da die österreichischen Gebiete der Diözese als „Apostolische Administratur“ einem eigenen Bischof unterstanden. Umso bedeutsamer war die Ernennung Gargitters 1961 zum Apostolischen Administrator von Trient. Dies sollte wohl eine Stärkung seiner Position als Vermittler in Südtirol sein. Tatsächlich übte Gargitter den damaligen Einfluss der Kirche sehr aktiv aus und der neue Parteiobmann und künftige Landeshauptmann Silvius Magnago achtete bei allen seinen Schritten sehr genau darauf, seine Politik mit der Kirche und dem Bischof abzustimmen.

1963 wurde Gargitter als apostolischer Administrator abgelöst. Aber schon im August 1964 wurden die Diözesangrenzen neu geregelt und die Südtiroler Gebiete der Diözese Trient kamen zur Diözese Bozen-Brixen. So wurde Magnagos Forderung nach einem „Los von Trient“ von der Kirche wegweisend und friedlich umgesetzt. Gargitter übte sein Bischofsamt als Vermittler zwischen den Sprachgruppen und Konfliktparteien noch bis 1986 aus, dann wurde ihm auf eigenes Ersuchen von Papst Johannes Paul II. aus gesundheitlichen Gründen der Ruhestand gewährt.

Der nach ihm benannte Joseph-Gargitter-Preis wird vom Katholischen Forum und der Consulta diocesana delle aggregazioni laicali alle drei Jahre an Persönlichkeiten vergeben, die sich in außerordentlicher Weise für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in Südtirol eingesetzt haben und einsetzen.