Aufteilen
Wenn verschiedene Gruppen gut zusammenleben sollen, darf sich keine benachteiligt fühlen.
In der Südtiroler Autonomie gibt es dafür seit 1976 einen Mechanismus: den ethnischen Proporz. Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst, viele politische Ämter und ein Teil des Landeshaushalts stehen den drei Sprachgruppen proportional zu ihrer Stärke zu.
Wer in Südtirol lebt, muss sich zu einer der drei offiziellen Sprachgruppen bekennen. Ca. 69 % erklären sich deutsch, ca. 26% italienisch und ca. 5 % ladinisch. Daher stehen dieser Gruppe zu entsprechenden Teilen die Stellen im öffentlichen Dienst zu und verfügen sie über entsprechende Anteile des Kulturbudgets und des Budgets für geförderten Wohnbaus zu.
Dort zählt allerdings auch der Bedarf. Aber was ist mit denen, die in zwei Sprachen gleichermaßen daheim sind? Und was mit denen, die von anderswoher kommen? Wer sich nicht für eine der drei offiziellen Sprachgruppen entscheiden kann oder will, hat inzwischen eine vierte Gruppe zur Auswahl: die „Anderen“. Doch auch sie müssen sich für den ethnischen Proporz einer der drei Sprachgruppen „zuordnen“.
Finden Sie, dass der Proporz die geeignete Lösung für das friedliche Zusammenleben der Sprachgruppen ist?
Wie wirkt sich der Proporz auf die Stellen im öffentlichen Dienst aus?
Nach 1919, und vor allem in der Zeit des Faschismus, kommt es in Südtirol zu einer starken italienischen Zuwanderung. Der größte Teil der Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst und der Wohnbauförderung geht nun an die italienische Sprachgruppe. Erst das neue Autonomiestatut bringt ab 1972 eine Änderung.
Der 1976 eingeführte ethnische Proporz versucht bei den öffentlichen Stellen eine gerechtere Verteilung, und zwar nach der Größe der Sprachgruppen. Um sie möglichst schnell zu erreichen, erhält die italienische Sprachgruppe in den ersten Jahren nur wenige Staatsstellen.
1975
Sprachgruppenzugehörigkeit
Volkszählung 1971
Astat
33,3%
137.759 Menschen
63%
260.351 Menschen
3,7%
15.456 Menschen
1975
Staatsstellen
Astatti sin dall’inizio in base alle disposizioni sulla proporzionale.
86,1%
5.108 Menschen
13,9%
824 Menschen
Daten über einige Berufsgruppen – wie etwa Lehrpersonen – wurden im Jahr 1975 nicht nach Proporz aufgelistet.
Die Daten der Lokalverwaltung fehlen.
Die Stellen in der Lokalverwaltung wurden von Beginn an nach den Bestimmungen des Proporz vergeben.
5.108 persone
2019
Sprachgruppenzugehörigkeit und -zuordnung
Volkszählung 2011
Astat
26,1%
118.120 Menschen
69,4%
314.604 Menschen
4,5%
20.548 Menschen
2019
Staatsstellen und Lokalverwaltung
Astat
27,3%
12.252 Menschen
69,3%
31.078 Menschen
3,4%
1.541 Menschen
2019
Heute ist die Lokalverwaltung bedeutend größer als die staatliche Verwaltung vor Ort.
Die Anzahl der Staatsstellen hat aufgrund von Privatisierungen und Übergang von Kompetenzen auf das Land seit 1972 stark abgenommen. Dazu kommst, dass Daten über einige Berufsgruppen – wie etwa Lehrpersonen – im Jahr 1975 nicht nach Proporz aufgelistet wurde und die Daten der Lokalverwaltung aus diesem Jahr fehlen. Die Stellen in der Lokalverwaltung wurden von Beginn an nach den Bestimmungen des Proporz vergeben.
Zur Lokalverwaltung zählen grundsätzlich Landes- und Regionalbedienstete, Angestellte des Landtags und des Regionalrats, der Gemeinden, Bezirksgemeinschaften, des Sanitätsbetriebs und der Sozialdienste, Lehrpersonen und Kindergartenpersonal, Angestellte der Handelskammer, des Wohnbauinstituts, der Führsorgekörperschaften und der Rundfunkanstalt Südtirol.
Lokalverwaltung
42.792
Astat
%
Staatsstellen
2.079
Astat
%