Silvius Magnago
(1914 – 2010)
„Es gibt keine Alternative
zum Paketabschluss“
Silvius Magnago, 1992
Hören auf Deutsch | Dauer 3 min
Hören auf Italienisch | Dauer 3 min
Die Familie
Der Vater
Vater Silvio stammt aus einer italienischen Familie in Rovereto. Er ist pro Österreich, studiert Jus in Innsbruck und wird – perfekt zweisprachig – Richter in Meran.
Die Mutter
Helene Redler aus Bregenz. Ihr Vater und später auch ihr Bruder sind in der Landespolitik von Vorarlberg aktiv.
Der kleine Silvius
Geboren am 5. Februar 1914 zwischen zwei Schwestern: Maria (1913) und Selma (1917). Ein halbes Jahr nachdem Silvius auf die Welt kommt, beginnt der Erste Weltkrieg.
Privatleben
Die große Liebe
In Rom lernt Silvius Magnago seine spätere Frau kennen: Sofia Cornelissen aus Essen.
Die Ehe
1943 Hochzeit mit Sofia Cornelissen in Innsbruck. Nach wenigen Tagen kehrt Magnago zurück an die Front in der Ukraine.
Aufwachsen
Erster Weltkrieg
Das Kriegsende erlebt die Familie in Bozen. Das Schlimmste scheint vorbei, doch große Enttäuschung: Südtirol gehört nicht mehr zu Österreich. Vater Silvio wird Beamter in der italienischen Justiz.
Der Faschismus
Wie alle vormals österreichischen Beamten steht der Vater bei den Behörden unter besonderer Beobachtung. Die Kinder müssen ab 1923, früher als andere, die italienische Schule besuchen.
Die Verhandlungen
Die Verhandlungen
Erst ab 1961 ist der Staat bereit, über eine neue Autonomie zu verhandeln. Es wird ein zähes Ringen um jeden Beistrich, bis das sogenannte „Paket“ geschnürt ist. Für den Erfolg entscheidend ist auch die hohe Meinung, die Aldo Moro, Ministerpräsident von 1963 bis 1968, von Silvius Magnago hat: „Diesem Menschen können wir vertrauen.“
Das Paket
1969 entscheidet die SVP auf einem Parteitag über das „Paket“. Magnago muss seine ganze Autorität aufbieten, um eine Mehrheit für das Werk zu bekommen. Nur 52,8 % stimmen mit Ja.
Ausbildung
La formazione
Die Ausbildung Nach dem Gymnasium folgt ein Jus-Studium in Bologna, unterbrochen vom Militärdienst. Abschlussarbeit an der Uni: Ein Vergleich der deutschen und italienischen Rassengesetze.
Beim Militär
Wegen der Körpergröße von 1,86 m wird er zum Leutnant in einem Paraderegiment in Rom. Einsatz unter anderem beim Staatsbesuch von Hitler im Mai 1938.
Krieg
Das Bein
Zwei Monate nach der Hochzeit bei Kämpfen in der Ukraine ein Granattreffer ins linke Bein: Amputation. Von da an plagen ihn ständige Phantomschmerzen.
Die NS-Zeit
1940–1942 Büroarbeit bei den NS-Behörden in Bozen, die die Umsiedlung organisieren. Magnago könnte sich als „unabkömmlich“ erklären lassen und müsste nicht an die Front. Das lehnt er ab.
Die Option
1939 muss die Südtiroler Bevölkerung entscheiden: auswandern in ein Gebiet des Deutschen Reichs oder bleiben und auf alle Rechte als Minderheit verzichten. Magnago optiert für Deutschland, „aus Protest gegen die faschistische Herrschaft“.
Die letzten Arbeitsjahre
Die Orden
Für sein Lebenswerk bekommt Magnago in Österreich und Deutschland viele hohe Auszeichnungen. Den italienischen Orden Cavaliere di Gran Croce nimmt er erst spät an – lange nachdem Italien und Österreich 1992 den vor der UNO begonnenen Streit um Südtirol offiziell beenden.
Der Alltag
1972 tritt das zweite Autonomiestatut in Kraft. Die Verhandlungen mit Rom über Details gehen aber weiter. Gleichzeitig kommt Wohlstand ins Land. Hier: Einweihung eines Kindergartens.
Der Abschied
17. März 1989: Letzter Arbeitstag als Landeshauptmann von Südtirol nach 29 Jahren. Obmann der Südtiroler Volkspartei bleibt Silvius Magnago noch bis 1991.
In die Politik
In die Politik
1948 als Symbolfigur einer vom Krieg gezeichneten Generation erste Wahlkämpfe für die Südtiroler Volkspartei (SVP). Auf Anhieb wird er Vizebürgermeister von Bozen sowie, im Wechsel, Präsident des Landtags und des Regionalrats.
Die Demonstration
1957 wird Silvius Magnago Obmann der SVP. Gestützt vom härteren Flügel der Partei ruft er zur Demo nach Schloss Sigmundskron, um gegen die Bevormundung Südtirols durch Italien zu demonstrieren. 35.000 kommen und fordern eine eigene Autonomie für Südtirol.
Die Anschläge
Auf friedliche Proteste folgen Anschläge gegen staatliche Symbole. Erster Höhepunkt ist die „Feuernacht“: Am 12. Juni 1961 – Magnago ist seit kurzem auch Landeshauptmann – explodieren Sprengsätze an rund 40 Strommasten. Die Absicht, internationale Aufmerksamkeit auf Südtirol zu lenken, hat einen hohen Preis: Militärpräsenz, Verhaftungen, schwere Misshandlungen. Es folgen heftigere Anschläge, nun auch auf Menschen.